Für wen sind Aktien geeignet?

Die Aussage: „Der Aktienmarkt das ist doch reine Spekulation“, bekomme ich häufig zu hören. Dies scheint sich in den Köpfen festgesetzt zu haben. Klar kann man an der Börse auch spekulieren, muss man aber nicht. Man kann durch Aktien auch langfristige Vermögensanlage mithilfe eines Portfolioaufbaus betreiben. Leider hören wir viel zu selten die erfolgreichen Geschichten, meist werden gleich irgendwelche Horrorstorys geteilt, die man über 3 Ecken gehört hat. Ja auch ich kenne Menschen, die viel Geld an der Börse verloren haben. Aber meist ist das nicht die komplette Geschichte. Oft kommt raus, dass viel zu riskant gehandelt wurde. Dabei sind sie Wetten eingegangen, die zum Schluss zum Beispiel durch die Finanzkrise zunichte gemacht wurden.

Das ist jedoch nicht mein Stil. Ich möchte euch zeigen, wie ihr eine Risikostreuung vornehmt und somit das Risiko eines Verlustes reduziert wird. Um das zu erreichen müsst ihr euch an einige Regeln halten. Im nachfolgenden gehe ich auf diese Regeln ein.

Regel #1 Diversifikation

Die wichtigste Regel lautet nicht alles auf eine Karte zu setzen. Stellt nicht nur euer Aktienportfolio divers auf, sondern stellt auch euer Vermögensportfolio divers auf. Im Laufe eures Lebens werdet ihr euch ein Portfolio aus Aktien, Immobilen (Eigen- oder Fremdnutzung), Versicherungen (z.B. Riester Rente) und einer Liquiditätsreserve (Geld auf welches ihr jederzeit Zugriff habt) erstellen. Jedoch kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass man nicht das Geld hat, um sich sofort möglichst breit aufzustellen. Daher empfiehlt es sich dieses Portfolio langsam über die Zeit aufzubauen. Hierfür nutzt einen Haushaltsplan, um die aktuelle „Spar- bzw. Investitionssumme“ zu berechnen. Dabei sind Aktien ein guter Einstieg, um sich das Portfolio langsam aufzubauen, da man flexibel kleine Summen investieren kann.

Zum Beispiel habt ihr im Vergleich zu einer Immobilie viel weniger Kapital gebunden und seid somit flexibler, wenn sich euer Leben ändert. Dennoch solltet ihr nur Geld anlegen, das ihr mittel- bis langfristig nicht braucht. Zwar kann man Aktien durch einen Verkauf relativ schnell liquide machen, aber an der Börse geht es auf und ab.

Hättet ihr all euer Vermögen momentan in Aktien angelegt und müsstet jetzt schnell zugreifen, da ihr beispielsweise aufgrund der Corona Krise euren Job verloren habt, ist das blöd. Denn momentan sind die Kurse an der Börse schlecht, sehr wahrscheinlich niedriger als die Einstiegskurse aus den vergangenen Jahren. Die vergangenen Krisen haben gezeigt, dass sich die Kurse wieder erholen. In diesem Beispiel braucht ihr jedoch euer Geld jetzt, um z.B. eure Miete zu bezahlen. Daher wärt ihr gezwungen Anteile zu verkaufen. Hättet ihr jedoch nicht alles Geld an der Börse angelegt, sondern auch Liquiditätsreserven von ca. 3 Monatsgehältern aufgebaut, könntet ihr einen kurzfristigen Jobverlust ohne Aktienverkäufe überstehen.

Eine Liquiditätsreserve hat daher vor allem in der Krise meiner Meinung nach einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden, da keine Geldsorgen aufkommen. Ist euer Job krisensicher, könntet ihr auch ein Teil der Reserven dazu verwenden, um zu günstigen Kursen Aktien nachzukaufen.

Tipp #1: Diversifikation

Stellt euch ein diverses Portfolio auf. Wie ihr das erreicht, lest ihr hier.

Regel #2 Anlageziel definieren und entsprechende Strategie wählen

Informiert euch zuerst und macht einen Plan. Fangt nicht einfach an und kauft quer Beet irgendwelche Aktien. Das kann und wird nach hinten losgehen. Spätestens wenn der Aktienkurs abstürzt. Ohne Plan und Ahnung, kann man schnell zu Panikverkäufen verleitet werden und Verluste einzufahren. Wenn ihr aber eine Strategie habt, euch der Risiken bewusst seid und wisst wie ihr bei fallenden Kursen zu reagieren habt, handelt ihr viel entspannter und ergreift eher eine Chance, als Geld zu verlieren.

Daher nehmt euch zu Beginn die Zeit, um euch auf eine Strategie festzulegen. Dann ist auch das Nachkaufen weniger zeit- und nervenaufreibend. Dennoch gehören Kursschwankungen dazu. Auch ist nicht auszuschließen, dass ein Unternehmen Insolvenz anmeldet und somit eure gesamte Investition in diese Aktie verloren geht. Aber auch hier hilft Planung. Versteht ihr wie das Unternehmen Geld verdient? Glaubt ihr langfristig an deren Erfolg? Falls ja, nur dann investiert auch. Weitere Kriterien, die ihr bei Kauf beachten solltet, lest ihr hier.

Ein Anlageziel könnte zum Beispiel sein: Altersvorsorge

Für mich konkret bedeutet dies:

  • 40 Jahre schrittweise verschiedene dividendenstarke Aktien kaufen (im Schnitt 4% Dividendenrendite)
    • quartalsweiser Kauf eines Wertes. Die Investitionssumme habe ich über meinen Haushaltsplan ermittelt. Warum nur alle 3 Monate? Ein Kauf kostet mich rund 10 Euro an Gebühren. Daher möchte ich lieber etwas weniger oft kaufen, aber eine höhere Summe. So fällt die Gebühr nicht so stark ins Gewicht.
  • Regelmäßig Dividenden erhalten
    • gleichmäßig verteilte Auszahlung übers Jahr
  • Zinses-Zins-Effekt ausnutzen
    • Keine Entnahme der Dividenden, sondern diese reinvestieren. Meist bekommt ihr die Option einer automatischen Reinvestition von eurer Bank. Diese lohnt sich jedoch nicht für kleine Summen, da ein Großteil von der Ordergebühr aufgegessen würde. Daher sammle ich die Dividenden der vergangenen 3 Monate und investiere diese bei meinem quartalsweisen Kauf
  • In der Rente von den monatlichen Dividendenzahlungen leben zu können.
    • Es sollten jeden Monat einige hundert Euro Dividenden herauskommen. Der Vorteil ist, dass die Kapitalsteuer zurzeit bei 25% liegt. Für ein durchschnittliches Einkommen ist diese geringer als der Lohnsteuersatz.
Tipp #1: Kontinuierlicher Kauf

Kauft lieber regelmäßig Aktien (Tranchen), anstatt einmal viel. So könnt ihr über die Zeit Kursschwankungen besser ausgleichen. Denn ihr werdet nie zum optimalen Zeitpunkt kaufen. So kauft ihr evtl. mal günstiger ein, aber ein anderes Mal kann es auch mal teurer werden.

Tipp #2: Dividendenhistorie und Zahltag

Schaut euch die Dividendenhistorie an. Es gibt den sogenannten Dividenden Adel, diese haben seit Jahrzenten die Dividenden ihrer Aktien erhöht. Somit könnt ihr langfristig attraktive Renditen erwirtschaften. Für gewöhnlich zahlt jedes Unternehmen im gleichen Monat. Einige, z.B. amerikanische Aktien zahlen sogar teils 4-mal im Jahr. Schaut euch also an wann eure Aktien zahlen. Sucht euch Aktien, sodass ihr jeden Monat ungefähr eine ähnliche Dividende ausgezahlt bekommt. Immerhin wollt ihr später diese Dividende als Zusatzrente verwenden. Da ist es besser, wenn regelmäßig etwas reinkommt. Das ist jedoch reine Geschmackssache.

Tipp #3: Andere Standbeine der Altersvorsorge nicht vernachlässigen

Die Aktien sind ein Teil eueres Vermögensportfolios. Vergesst die anderen Standbeine nicht. Ich weiß, dass man gefühlt nicht alles gleichzeitig machen kann. Jedoch lohnt es sich, dass ihr euch über die Potentiale eurer Standbeine bewusst seid.

Tipp #4:

Macht euch nicht verrückt. Schaut nicht täglich auf die Aktienkurse. Ihr habt euch bewusst für die Aktien entschieden und glaubt in sie. Alle 3 Monate kurz vor dem neuen Kauf reicht völlig aus. Aber auch das ist eigentlich nicht nötig. Ihr könntet auch einfach einer Kaufreihenfolge folgen. Dann reicht einmal im Jahr die Überprüfung der Unternehmen und ihre Strategie völlig. Ein Grund warum ich diese Strategie gewählt habe. Langfristiger Erfolg mit minimalem Aufwand.

Für wen sind den nun Aktien geeignet?

Für jeden. Die Mischung machts. Am Aktienmarkt können großartige Jahresrenditen bei überschaubarem Risiko erwirtschaftet werden. Um euer Anlageziel zu erreichen solltet ihr euch eine passende Anlagestrategie überlegen. Mit einem Plan kann der Erfolg gesteigert werden. Was ihr bei der Erstellung eures Portfolios beachten solltet, lest ihr hier.

Risikohinweis:

Die beschriebenen Hinweise im Artikel sichern keine Kursentwicklungen zu. Auch stellen Kennzahlen der Vergangenheit keine Sicherheiten für die Zukunft dar. Bitte bedenkt, dass der Wertpapierhandel an der Börse ein Verlustrisiko birgt.

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